Andacht 2022 12 – Jesaja 62 Vers 11
Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein Heil kommt! (Jesaja 62,11)
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
was kommt?
Was wird alles kommen?
Wenn ich mir solche Fragen stelle, habe ich meistens sehr negative, oft auch bedrohliche Szenarien vor Augen.
Auch wenn ich im Gespräch mit anderen darüber einig werde, dass wir nicht wissen, was kommt, schwingen darin meistens zwei Vorstellungen mit.
Auf der einen Seite ist die Befürchtung da, es könnte und müsste irgendwann etwas Schlimmes kommen, etwas Unerwartetes passieren. Auf der anderen Seite macht sich in solchen Gesprächen natürlich die starke Hoffnung breit, mich oder uns möge nichts Schweres treffen.
Wir wissen nicht, was kommt.
Im Nachhinein, im Rückblick auf die vergangenen zwei oder drei Jahre fängt dieser Satz oft auch an zu sprechen:
Nein, wir haben nicht gedacht, dass es eine Pandemie geben würde, die derart in das Leben der ganzen Welt eingreifen könnte, wie sie es dann getan hat. Wir wussten nicht und haben nicht geahnt, dass Derartiges kommen würde. Und im Anschluss daran dann der Krieg in der Ukraine, von dem wir oft gar nicht erfahren, wieviele Menschenleben er täglich fordert.
Wer hätte geahnt, dass das kommt?
Wir wissen nicht, was kommt.
Habe ich beim Nachdenken über diesen Satz schon jemals in Erwägung gezogen, dass auch Gutes kommen könnte?
Ein adventlich-weihnachtlicher Satz ist uns vom Propheten Jesaja überliefert. Ursprünglich den lange im Exil lebenden und nun heimgekehrten Bewohner*innen Jerusalems gesagt, öffnet er sich nun auch für uns: Siehe, dein Heil kommt. Hier liegt plötzlich das, was kommt, nicht im Dunklen, es ist nicht unbekannt, sondern es ist ganz klar bekannt.
Siehe, dein Heil kommt.
Der Urtext dieses bekannten Lutherwortes könnte eigentlich übersetzt werden: Siehe, deine Hilfe kommt.
Siehe, deine Hilfe kommt.
Das gefällt mir gut, denn ich kann es unmittelbar auf meinen Alltag beziehen.
Wahrscheinlich kennen Sie das auch, dass Sie etwas vorbereiten müssen, eine Arbeit oder sagen wir ein kleines Fest. Sie geben sich die größte Mühe bei allen Planungen, aber letztlich wissen Sie nicht, wie es alles ausgehen wird. Aber die Hilfe kommt, das ist gewiss. Sie kommt manchmal in der Gestalt der Gäste, die durch Ihre Anwesenheit und Ihre Beiträge zum perfekten Gelingen beitragen. So kommt die Hilfe immer, sie kommt immer dazu, egal was ich gerade leisten muss oder was mir bevorsteht.
Auf die Hilfe, die Hilfe Gottes (die oft in der Gestalt von Menschen kommt) ist absoluter Verlass.
Versuchen wir darauf zu vertrauen gerade in diesen Zeiten, in denen wir Menschen uns oft an der Grenze unserer eigenen Fähigkeiten sehen.
Und in dieser Advents- und Weihnachtszeit, für die ich Ihnen alle den Segen Gottes wünsche.
Frohe Weihnachten und ein gesegnetes Neues Jahr 2023,
herzlichst Ihre Pfarrerin
Margret Noltensmeier