Andacht 2023-1

Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? (Markus 16,3)

Liebe Leserinnen un d Leser,

vielleicht kennen Sie das auch: Immer liegt irgendwo ein Stein im Weg. Der macht mir schlaflose Nächte, lässt mich grübeln? Wie kann ich dieses oder jenes Problem nur bewältigen? Hauptsache, dies geht gut. Danach ist alles kein Problem. Aber diesen Stein, den muss ich irgendwie weggerollt kriegen.

Mich fokussieren auf das, was mir Mühe macht. Vor einem Berg stehen. Das kennen viele Menschen.

Auch bei den Frauen, die am Morgen das Grab Jesu besuchen wollen, liegt ein Stein im Weg.

Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? fragen sie sich voller Sorge.

Und sicherlich haben sie auch die Nacht vorher kaum geschlafen. Doch dann…als sie am Grab ankommen, siehe da: Der Stein ist weg!

All ihre Sorgen haben sich in Luft aufgelöst.

Auch das kenne ich: Ich habe mir wer weiß was für einen Kopf gemacht, und plötzlich geht alles ganz leicht. Wo ich vorher Probleme gesehen habe, sind gar keine mehr. Es liegt kein Stein mehr im Weg. Unglaublich.

Wer hat denn den Stein weggewälzt?

Wer ebnet mir, wer ebnet uns den Weg?

Von dieser Erfahrung will ich manchmal etwas mitnehmen mir sagen:

Mach dir keine Sorgen, es wird schon.

Der Stein liegt nicht mehr da, die Frauen können direkt in Jesu Grab hineingehen. Und als sie ins Grab hineingehen, sitzt dort jemand. Wer das ist? Er wird wie ein Engel
beschrieben, jemand, der auf jeden Fall eine Nachricht von Gott bringt. Das berührt mich, dass dort im Grab jemand sitzt , der unmittelbar mit Gott zu tun hat. Denn an einem Grab zu stehen, an einem offenen Grab, in das Urne oder Sarg versenkt werden, ist schwer. Und wenn einem der oder die Verstorbene nahestand, ist es manchmal kaum auszuhalten. Dieser Abbruch des Lebens, dieses Begraben. Es ist schlimm. Und ich weiß: Ich will das
gar nicht erleben, zumindest nicht immer wieder erleben.

Aber Ostern sehe ich: Gott selbst ist im Grab. Er hinterlässt uns dort eine Nachricht. 

Das finde ich ungeheuer bewegend: Am Ort des Todes, an dem Ort, der mir am meisten Mühe und Kummer macht, ist Gott. Wenn ich mir das überlege, dann werden meine Zweifel und Unzufriedenheiten klein. Ich sage:  Ach, Gott, ich will dir keine Vorwürfe mehr machen, dir nicht mehr vorhalten, dass du hier oder da nicht gewesen sein könntest. Denn Hauptsache du bist dort: Am Ort des Todes. Dafür nehme ich gern in Kauf, dass ich dich manchmal nicht finde. Aber wenn ich weiß, du bist dort, wo sie meine Lieben hingelegt haben, wenn ich weiß du bist im Grab, dann soll mir das fast schon genug sein. Direkt am Ort des Todes bist du.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Osterzeit.

Herzlichst Ihre,
Pfarrerin Margret Noltensmeier